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Mannschaftssport Erwachsene  

TSV Bad Königshofen ist Meister der 2. Tischtennis Bundesliga

Heimerfolg gegen TTC indeland Jülich

Meister der 2. Bundesliga:TSV Bad Königshofen

Mit einem 6:2 Erfolg gegen den TTC indeland Jülich erkämpft sich der TSV Bad Königshofen durch eine geschlossene Mannschaftsleistung den Titel in der 2. Bundesliga. 

Der Kreis Rhön gratuliert recht herzlich zu dem Erfolg, der durch viel Engagement und Vereinsarbeit ermöglicht wurde!

Es ist eine Story, die so verrückt ist, dass sie eigentlich nur der Tischtennissport schreiben kann. Da steht der miserabel in seine dritte Zweitliga-Saison gestartete TSV Bad Königshofen nach sechs Spieltagen mit 2:10 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, berappelt sich dann und schließt die Vorrunde wenigstens noch auf Rang acht ab. Kurz darauf erklärt der schon zuvor verletzungsbedingt nur im Doppel eingesetzte Kilian Ort seinen Teamkollegen, dass er bis zum Saisonende ausfalle. Der ehemalige tschechische Nationalspieler Richard Vyborny quittiert diese Hiobsbotschaft mit der Feststellung: „Dann steigen wir ab!“ Und was geschieht: der TSV verliert kein Spiel mehr und wird Meister!

Riesenfreude in dem hübschen Kurstädtchen im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, wo man mächtig stolz darauf ist, die Saison als Deutschlands Nummer elf und Bayerns Nummer eins abgeschlossen zu haben. Zwölf Spiele ohne Niederlage nach dem dürftigen Saisonstart, neun Siege und drei Punkteteilungen, das ist schon eine nicht alltägliche Erfolgstory für einen personell gehandikapten Klub, der in einer starken Liga genau in dem Moment begann, von Sieg zu Sieg zu eilen, als die Situation richtig düster erschien.

Die fitten Spieler erledigten einfach den Job von Kilian Ort mit und steigerten sich von Spiel zu Spiel – und das gilt auch für die beiden „Oldies“, die tschechischen Altinternationalen Marek Klasek (41) und Richard Vyborny (44), die als routinierte Führungsspieler vorangingen und die richtigen Signale setzten. Und der 18-jährige Youngster Mizuki Oikawa, nicht nur weniger als halb so alt wie die Tschechen sondern – nach subjektivem Augenschein – auch nur halb so groß wie der 1,90-Meter-Mann Klasek, war ohnehin richtig gut drauf. Mit seiner 24:9-Bilanz avancierte der Japaner zum besten Spieler der Liga.

Zwar schien auch Jülich, das als Tabellenführer angereist war und bis dahin erst zwei Zähler in der Rückserie abgegeben hatte, in einer Topverfassung zu sein – eigentlich rechnete man beim TSV mit einer ganz engen Kiste –, doch das Knüller-Spiel verlief dann doch erstaunlich einseitig. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Gastgeber in der emotionalen aber äußerst fairen Partie derart konzentriert und mit einer solchen Siegermentalität auftraten, dass dem Gast aus dem äußersten Westen kein Rezept einfiel, die eigenen Stärken ins Spiel zu bringen. 20:10 Sätze zugunsten des TSV dokumentieren, wer an diesem denkwürdigen Sonntag das Sagen hatte. Bis auf die beiden Jülicher Siege gegen den für Kilian Ort eingesprungenen „Fünfer“ Christoph Schüller – Yoshihiro Ozawa schlug ihn im Einzel sowie das Gespann Jean/Oostwouder im Doppel, wo er an der Seite von Vyborny anrat – gab es für die Gäste nichts zu holen. Oikawa und Vyborny punkteten zusammen vierfach im Spitzenpaarkreuz und ließen den Jülichern Lauric Jean und Hermann Mühlbach keine Chance. Und der Ex-Jülicher Klasek demontierte den jungen Niederländer Ewout Oostwouder in drei Sätzen. Nachzutragen wäre noch, dass am Anfang der Begegnung Oikawa/Klasek ihr Doppel gegen Ozawa/Mühlbach in einem umkämpften Match siegreich bestritten hatten. Nach exakt drei Stunden war die Messe gelesen und die Bad Königshofener, die das Kunststück fertiggebracht hatten, den Vize-Champion zweimal in der Saison zu deklassieren (6:0 und 6:2), durften ihren Meistertitel gebührend feiern. Verdient war der Titelgewinn ohne Frage nach dieser furiosen Saison, die so dürftig begonnen hatte, knapp ging es am Ende dennoch zu. Da der bärenstarke Aufsteiger TV Hilpoltstein, der nach der Hinrunde das Liga-Klassement angeführt hatte, die Dortmunder Borussia auswärts besiegte (6:3), waren schließlich drei Teams punktgleich (23:13), so dass die Spieldifferenz über den Titel entscheiden musste – und da kam keiner an die Unterfranken (+26) heran. Jülich (+18) wurde Zweiter und Hilpoltstein (+9) musste mit Rang drei Vorlieb nehmen.

Doch was zählt, ist aus TSV-Sicht nur der Titel und den kann Klasek und Co., die – wie die Mitkonkurrenten um die Meisterschaft – keine Aufstiegsambitionen hegten und bis auf Weiteres zweitklassig bleiben werden, keiner mehr nehmen. Der mit Abstand größte Erfolg der bisherigen Vereinsgeschichte.

Nachfolgend noch einige Königshofener Stimmen zum „Finale“:

Richard Vyborny

„Obwohl ich viele Länderspiele absolviert und sechs Mal bei Weltmeisterschaften gespielt habe, war diese Saison mit diesem Erfolg am Ende das größte emotionale Erlebnis in meiner Karriere. Mit Disziplin und Erfahrung kann man noch sehr weit kommen in meinem Alter. Meine Freude am Tischtennis hat nie nachgelassen, hat hier in Bad Königshofen sogar zugenommen.“

Marek Klasek

„Für mich ist das wie ein Märchen, wie ein Science-Fiction-Film, beinahe unrealistisch, um es glauben zu können. Ich wünschte, es war für die Zuschauer ein ähnlich ergreifendes Erlebnis wie für mich.“

Kilian Ort

„Als wir in der Hinrunde gegen Fürstenfeldbruck 5:5 gespielt hatten, sagte der Marek, jetzt werden wir Meister. Und als ich der Mannschaft Ende November sagte, dass ich bis zum Saisonende ausfalle, meinte Richard, dann steigen wir ab. Und jetzt das. Ich bin im Aufbautraining, habe auch schon ein paar Mal gespielt. Ich will nicht zu euphorisch sein. Aber ich hoffe, dass ich bis August wieder auf hohem Niveau trainieren und spielen kann.“

Andy Albert (TSV-Manager)

„Es gibt immer wieder eine Steigerung mit den Zuschauern und der Stimmung. Das heute ist phänomenal. Es ist eine tolle Werbung für den Tischtennissport. Schade, dass kein Vertreter der 1. Bundesliga da war. Da könnten sie das System in der TTBL endlich mal überdenken.“

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